Donnerstag, 9. Oktober 2014

3 Tage Küstenleben

Unseren ersten Tag nutzen wir zum Ankommen und Ausspannen. Puerto Lopez ist ein verschlafener Küstenort, der vorwiegend von der Walsaison lebt. Von Juli bis September treibt die kalte Meeresströmung die Wale nach Ecuador, wo sie ihre Jungen gebären. Wir waren etwas hinter der Saison, dennoch wollten wir unser Glück versuchen und starteten am nächsten Morgen einen Turn auf dem Meer. Inbegriffen war der Besuch der Isla de la Plata, die auch "Klein-Galapagos" genannt wird. Eine Stunde sprangen wir Speedboot-artig über die Wellen, ein riesiger Spaß! 

Auf der Insel erklärte uns ein Guide die Pflanzen- und Tierwelt. Aktuell schaut die Insel leider etwas grau aus, da Trockensaison ist. Die Insel wird deshalb auch Silberinsel genannt. Von Dezember bis Mai verwandelt sie sich in ein tropisches Blütenmeer...schade. Dafür konnten wir aber die Vögel besser beobachten. Der Blaufußtölpel hat es uns besonders angetan. Er sieht aus wie eine Mischung aus einer Möve mit hellblauen Füßen und einem Pinguin. Vor allem läuft er wie ein Pinguin tollpatschig über die Insel. Er ist gleichzeitig ein super Schwimmer & Fischjäger. Wir haben beobachtet, wie die Männchen um die Weibchen werben. Sie tanzen förmlich und bieten ihre Füße dar. Je größer, intensivblauer und geaderter ihre Füße sind, desto größer ist die Chance auf Erfolg. Mit ihren Füßen brühten sie später die Eier aus...coole Arbeitsteilung.
Weiterhin haben wir Fregattenvögel (Fragatas) beobachtet. Sie hatten gerade Junge. Sie werden auch Piraten des Ozeans genannt, da sie selbst nicht fischen können und somit ihr Futter anderen Vögeln oder auch den Fischern stehlen.
Wieder auf dem Boot besuchten uns zwei Meeresschildkröten angelockt durch Wassermelone, die sie ganz aufgeregt verspeisten. Wir fuhren noch etwas an der Insel entlang und machten dann in einer kleinen Bucht fest. Von hier aus sprangen wir ins Wasser, um uns die Unterwasserwelt anzusehen. In diesem Moment kam auch die Sonne raus und eröffnete uns den Blick auf eine bunte Fischvielfalt.
Wieder trockengelegt ging es dann zurück noch Puerto Lopez, aber nicht ohne nochmals den Versuch zu starten, Wale zu sehen. Leider waren wir hinter der Saison, dennoch hofften wir einen Blick erhaschen zu können. 

Jedes Jahr ab Mitte Mai werden mit großer Spannung hunderte von Buckelwalen von den Einheimischen und Touristen an der ecuadorianischen Küste erwartet. Die Wale erreichen diese nach einer Wanderung von 7000km quer durchs südpolare Meer. Ihr Bestand wird weltweit auf ca. 7000 Tiere geschätzt und ist extrem gefährdet. Hier in Ecuador paaren sie sich und bringen ihre Jungtiere zur Welt. Nach 5-8 Jahren sind die Meeressäuger geschlechtsreif und bringen alle 2-3 Jahre ein Junges zur Welt. Diese sind nach ihrer Geburt bereits 4m lang und wiegen ca. 1 Tonne. In den nächsten 5 Monaten bekommt das Junge täglich 40l der fettreichen Muttermilch und wächst dabei auf die doppelte Länge an und verfünffacht sein Gewicht. Buckelwale werden ca. 40 Jahre alt und durchschnittlich 30 Tonnen schwer.

Unser Kapitän hatte hier echt den Dreh raus, denn 25 Minuten später jagte er einer Spur hinterher und schließlich tauchten 2 ausgewachsene Exemplare neben unserem Boot auf. Ein Stöhnen ging durch die Reihen und alle waren wie elektrisiert. 3 Mal konnten wir ihren Rückenbogen sehen, bevor sie wieder abtauchten. 40 Minuten können sie ohne Luft auskommen. Werden wir sie nochmals sehen können? Und plötzlich tauchten sie wieder neben uns auf, als ob unser Kapitän ihre Route kannte. Nun waren wir vorbereitet und das ein oder andere Foto der Rückenflosse war im Kasten.
Nach einer Weile drehten wir ab und unser Kapitän auf. Wir flogen förmlich über die Wellen in Richtung Hafen. "Am Nachmittag sind die Wellen besonders hoch!"...das merkten wir, denn wir badeten in der Gischt und wurden gleichzeitig vom Fahrtwind wieder trockengelegt. Was für ein Spaß!
Wir saßen ganz hinten am Motor und auf einmal standen unsere Füße im Wasser. Ich dachte erst, dass es sich ansammelte von der Fahrt. Aber es wurde schnell höher und unser Co-Kapitano wurde skeptisch. Schließlich musste ich meinen Platz räumen und 2 Mann begannen, mit Plasteschüsseln Wasser zu schöpfen... zeitgleich verringerte der Kapitän die Geschwindigkeit. Naja...so mitten auf dem Pazifik...die Küste konnten wir in der Ferne schon erahnen... hmmmm. Sie schöpften 10 Minuten und ein junger Mann stieg schließlich in den Motorraum. Dort stopfte er ein Loch und kurze Zeit später war die Sorge vorüber und weiter gings mit Vollgas Richtung Hafen. 

Am nächsten Morgen ging es via Bus nach Los Frailes, einem ca. 10km entfernt gelegenen Strand. Der Bus liess uns an der Einmündung zum Nationalpark Machalilla raus. Dann sollte es noch 40min zu Fuß Richtung Strand gehen. Ein Pickup voller Kids und ein paar Erwachsenen auf der Ladefläche überholte uns... Sie waren quietschfröhlich und winkten uns zu ...wir zurück und schließlich luden sie auf und wir fuhren gemeinsam über die holprige Straße zum Strand. Wir wurden mit Fragen überhäuft... wer wir sind, wo wir herkämen, wie alt wir sind, was wir hier machen, welchen Beruf wir ausüben, ob wir auch Kinder hätten. Supersüß und superwitzig!
Am Strand angelangt trennten wir uns wieder und wir hockten uns zu unserem befreundeten Pärchen aus Wisconsin. Der Strand war superschön, mit feinstem weichen Sand. Obwohl bewölkt sprangen wir ins Wasser, was sich sogar noch wärmer anfühlte als außerhalb, und wir tobten in den Wellen.
Nach ca. 3h ging es wieder retour. Und wieder lud uns der Pickup auf, der uns nun sogar bis nach Puerto Lopez brachte. Fast wären wir verheiratet worden... ;o)

Am Abend stand dann wieder die Fahrt mit dem Nachtbus zurück nach Quito an. Wir ergatterten noch die letzten Tickets. Zuvor gingen wir noch Essen. Es gab Ceviche ...unglaublich lecker! Wir mussten uns gleich eine zweite Portion bestellen. Ceviche ist ein traditionelles Fischgericht aus Peru, was sich mittlerweile in ganz Südamerika durchgesetzt hat. Der Fisch oder die Scampi´s werden in einer Art Limonen-Kräuter-Brühe gekocht, was dann kalt serviert wird, meist mit frittierten Essbananen.
Gestärkt ging es dann in den Nachtbus, der uns binnen 8h zurück nach Quito brachte, wo wir um 4Uhr morgens völlig gerädert strandeten. Nach einer Katzenwäsche und einem kurzen Frühstück am Südbusbahnhof Quitumbe ging es dann wieder ins Casona de Mario.
Einen Tag lang hieß es dann Entspannen und Wäsche waschen. Das Wetter lud leider eh nicht zu Aktivitäten ein: gefühlte 10°C mit Sprühregen und Neben...brrr.

Heute ist Donnerstag, der 9.10. Gleich geht es noch auf eine Stadtführung in Quito, bevor wir dann wieder unser gesamtes Gepäck schultern und Ecuador adé sagen. Heute abend werden wir gegen 22.00 in Lima landen, wo wir die nächsten 4 Tage verbringen werden...